10.12.2009

Geldsegen im Advent für den französischen Fiskus

Im Pariser Finanzministerium tauchen Dateien mit den Namen von 3000 französischen Steuersündern auf. Und in den 20.00 Uhr-Nachrichten hatte Finanzminister Eric Woerth auch schon Ideen, was er mit den vielen Millionen Euro machen will.

Die Presse interessiert sich natürlich vor allem dafür, wie die Behörden an diese Informationen gelangt sind. Ein Nikolaus hat die Listen auf jeden Fall nicht gebracht! Die Journalisten haben den Gutmenschen auf den Decknamen Antoine getauft. Und er soll wie der heilige Nikolaus auch aus Italien stammen, hauptberuflich aber bei der Schweizer Bank HSBC Suisse angestellt gewesen sein. Zurzeit genießt er mit neuer Identität den Schutz des Staates und den milden Winter an der Cote d’Azur. Immerhin eine Art Aufwandsentschädigung. Denn bezahlt wurde niemand, sagt der Minister. „... die Frage ist auch, wie die Amerikaner die Listen von UBS und die Deutschen die Liste aus Liechtenstein bekommen haben.“ belehrt er den Fernsehjournalisten.
Der bekannteste deutsche Steuersünder, der damalige Post-Chef Klaus Zumwinkel wurde öffentlichkeitswirksam vor laufenden Kameras in seinem Haus verhaftet. Auch wenn die Methode rechtlich zweifelhaft; kommen solche Bilder beim Volk gut an. Und auch der französische Finanzminister denkt an die Wähler: „Wenn Beschlüsse in Pittsburg und London [zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung] gefasst werden, müssen die auch in der Praxis umgesetzt werden.“

500 Mio € zusätzliche Steuereinnahmen verspricht sich (und uns) Eric Woerth von der Auswertung der Listen. Und verkündet am 9. Dezember, dass dieser Betrag beispielsweise für das bereits seit November beschlossene staatliche Weihnachtsgeld für Sozialhilfeempfänger (prime de Noël pour bénéficiaires du revenu de solidarité active ausgezahlt. verwendet werden könnte. Er nutzt die Gelegenheit und fordert alle französischen Steuerflüchtlinge auf, sich bis zum 31.12.2009 selbst anzuzeigen. Wenn dann noch mal ein paar Hundert Millionen Steuern sprudeln, bekommen die Sozialhilfeempfänger vielleicht noch unverhofft Neujahrsgeld (les étrennes) ausgezahlt.

Allez, les citoyens, tun Sie Gutes, helfen Sie den Bedürftigen! Zeigen Sie sich selbst an!

20.00 Uhr-Nachrichten vom 9.12.2009 http://jt.france2.fr/20h/



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